Es ist schon fast wieder zwei Monate her, dass ich hier etwas schrieb und länger als 1–2 Absätze und etwas Musik waren die meisten Beiträge schon ewig nicht mehr. Im Mai orakelte ich schon von einem lebensverändernden Ereignis und häufigerer Postfrequenz. Während ich letzteres nicht einhalten konnte, trat ersteres dafür nun ein und ich möchte endlich ein wenig darüber schreiben, denn im Endeffekt wird dieses Ereignis sicherlich auch mein Blog umkrempeln.
Das Jahr 2013 wird sicher eine Weile das ereignisreichste Jahr meines Lebens sein und es ja noch nicht mal vorbei. Zu erst einmal wäre da der schon erwähnte Umzug in eine Wohnung, die durch die rosarote Brille dank netten Wintergarten/Balkon-Hybrid toller wirkte, als sie letztendlich war und uns noch Monate mit Nachbesserungen und Reparaturen beschäftigte. Dann hatten wir ja außerdem noch vor, nach der standesamtlichen Hochzeit im vergangenen Jahr die kirchliche in den Gefilden des Familienteils meiner Frau nachzuholen. Das beides verblasst aber gegen etwas, das einige vielleicht schon nach einigen meiner Beiträge geahnt haben: Wir erwarteten ein Kind!
Es sollte allerdings nicht bei einem einmaligen »2+1« bleiben, denn im April erfuhren wir etwas, das erst einmal ein Schock war. Die Ärzte eröffneten uns, dass unser Kind Trisomie 21 ((Das Chromosom 21 ist dabei drei statt zwei mal vorhanden)), also das Down-Syndrom haben wird. Eine Diagnose, die vermutlich kein werdendes Elternpaar hören will. Natürlich macht man sich in so einem Fall die verschiedensten Gedanken und etwa 95% aller Kinder, bei denen diese Diagnose während der Schwangerschaft gestellt wurde, werden abgetrieben. Wir sind aber glücklicherweise schnell zu dem Entschluss gekommen, dass wir das Kind haben wollen und können uns mittlerweile gar nicht mehr vorstellen, dass wir wirklich für einen Tag überhaupt eine Abtreibung in Betracht gezogen hatten.
Nun war es leider auch damit noch nicht ganz getan. Während wir die Tatsache, dass unsere Tochter ((Durch die Untersuchung der Chromosomen zur Feststellung des Down-Syndroms wussten wir bereits im dritten Monat, welches Geschlecht unser Kind haben wird)) wie etwa die Hälfte aller Kinder mit Down-Syndrom einen Herzfehler hat, mit Fassung aufgenommen haben und auch wissen, dass dieser heutzutage als Routine-Eingriff behoben werden kann, hat uns schwerer getroffen, dass meine Frau eine Schwangerschafts-Diabetes entwickelt hatte, die leider bis zum Ende nicht erkannt wurde.
Vergangenen Dienstag, einen Tag vor dem eigentlichen Stichtag ging dann alles ziemlich schnell. Nachdem die Aufzeichnung der Herztöne des Babys beim Frauenarzttermin eher auffällig war, wurden wir in die Klinik geschickt, um das überprüfen zu lassen. Nur wenig später erblickte unsere Tochter per Kaiserschnitt schon das Licht der Welt und musste dank der Diabetes erst mal in die Intensiv-Station, wo sie sich nun langsam von Unterzuckerung, Atemproblemen durch Wassereinlagerungen und einer Infektion erholt. Nach erster Sorge um unsere Tochter sind wir mittlerweile überglücklich, dass sie täglich Fortschritte macht und es ihr immer besser geht. Wir wissen, dass nun sicherlich eine Lebensaufgabe vor uns liegt, aber genau so wissen wir auch, dass unser besonderes Kind unser Leben auf seine Weise noch mehr bereichern wird, als ein »gesundes« Kind dies könnte.
Für das Knarzwerk wird das sicherlich auch eine Umstellung bedeuten. Sicherlich wird die Musik und auch Filme weiterhin einen wichtigen Teil ausmachen, da sie nun mal meine Hobbys sind, aber viel mehr noch wird meine Tochter nun mein Leben bestimmen und ich denke, das wird auch auf das Blog abfärben. Vielleicht wird es hier Anekdoten eines unerfahrenen Vaters geben. Vielleicht auch Lebenshilfe für andere Familien mit behinderten Kindern. Eventuell mausert sich das Knarzwerk auch zu einem zu zweit bestrittenen Familienblog. Die Zeit wird es zeigen. Sicherlich wird es gerade in den kommenden Monaten nicht die höchste Postingfrequenz geben, aber vielleicht ja mehr Beiträge, die wirklich von der Seele geschrieben wurden. Und der Name »Knarzwerk« passt irgendwie jetzt noch besser, denn was wäre schon ein Leben, das nur so perfekt vor sich hin liefe? Viel interessanter ist es doch, wenn auch mal etwas Sand im Getriebe des Lebens knarzt!
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