Nach den Plätzen 30–11 bin ich euch ja noch die Crème de la Crème der Musik des vergangenen Jahres schuldig. Die sollt ihr nun auch endlich haben. Ich bin überrascht, wie viel melancholisches und komplexes Musikwerk dieses Jahr bei mir so in Dauerrotation war, wo ich doch genügend Events im Leben hatte, dass nicht mehr viel Freizeit übrig war. Aber da merkt man mal wieder, wie sehr einem Musik dann doch helfen kann, Stress abzubauen, zu entspannen und in Klangwelten abtauchen zu lassen. Davon gab es dieses Jahr so einige auch unter den Top 10. Los geht’s!
10. PVT – Homosapien
Dass PVT tolle Songs schreiben können, wussten wir ja schon lange. Nicht umsonst schmückte der Vorgänger »Church With No Magic« 2010 Platz 2 meiner Bestenliste. Dass »Homosapien« es in diesem Jahr nur knapp in die Top 10 geschafft hat, bedeutet aber nicht, dass sie etwas von ihrer Genialität eingebüßt haben, sondern schlicht, dass wir gerade ein verdammt starkes Jahr hinter uns haben. Ein wenig Zeit muss man der Musik der Briten aber geben, mehr noch als auf den vergangenen Werken, denn eingängig sind nur die wenigsten der irgendwo in Richtung IDM gehenden Songs. Nach einer gewissen Zeit offenbaren sie aber eine absolute Schönheit.
Songtipp: Homosapien
9. Baths – Obsidian
Will Wiesenfeld aka Baths ist bei mir erst 2013 so richtig auf der Bildfläche aufgetaucht. Warum ich vorher nie über seine tolle Musik gestolpert bin oder diese schlicht überhört habe, ist mir schleierhaft, denn der Mann schafft es, den Hörer mit wenigen Takten so in seinen Bann zu ziehen wie nur wenige andere. Im gerade so populären Genre der Pop-IDM fällt seine Musik vor allem durch die angenehm klischeearmen Arrangements auf, schafft es aber dennoch, absolut episch und verschroben zugleich zu klingen.
Songtipp: Worsening
8. Eels – Wonderful, Glorious
Dass ein neues Eels-Album bei mir mal wieder in den Top 10 landen würde, habe ich in den vergangenen Jahren irgendwie zu hoffen aufgegeben. Zwar kann ich die letzten Alben des E nicht wirklich als schlecht bezeichnen, an die grandiosen Souljacker-Tage konnten sie aber bei weitem nicht mehr heran reichen. Mit »Wonderful, Glorious« ist dem Mann das nun wieder gelungen und ich kann nicht genug von dem Album bekommen. Sehr empfehlenswert ist übrigens auch die Deluxe-Edition mit zweiter CD, auf der sich allerlei tolle B‑Seiten und Live-Songs tummeln.
Songtipp: Peach Blossom
7. Aufgang – Istiklaliya
Wenn zwei klassisch ausgebildete Pianisten auf einen Electronic-Produzenten treffen, kann das entweder in grausamem Klassik-Pop enden oder eben so, wie Aufgang es hier vormachen. Experimentelle Electro-Klassik mit Videogame-Charme und absolut tollen Melodien. Schade nur, dass ich nicht schon vorher auf die Band aufmerksam wurde, denn das Vorgänger-Album hätte auch locker einen Platz in der Bestenliste 2009 gefunden.
Songtipp: Ellenroutir
6. De Staat – I_CON
De Staat sind ja seit ich sie kenne ein Garant für tolle Musik und auch 2013 enttäuschten sie nicht. Anstatt zu schwächeln oder in die falsche Richtung zu entwickeln wie so einige Hitkandidaten des Jahres blieben die Niederländer bei ihrem Stil und hauten einfach mal noch ein tolles Album raus, das zwar nicht viel neu, aber alles absolut richtig macht!
Songtipp: All is Dull
5. Queens Of The Stone Age – … Like Clockwork
Ganze sechs Jahre ließen die Mannen um Josh Homme sich diesmal Zeit, um mit einem neuen Album nachzulegen. Zwischenzeitlich schien es nach einer Nahtod-Erfahrung und folgenden Depressionen durch Komplikationen bei einer Operation sogar, als hängte der Frontmann der Band die Musik ganz an den Nagel, aber glücklicherweise konnte er überzeugt werden, das Mikro wieder in die Hand zu nehmen. Gerade von dieser Erfahrung zehrt auch »… Like Clockwork« und macht es kurzerhand zum bisher besten Album der Band.
Songtipp: Keep Your Eyes Peeled
4. The Revival Hour – Scorpio Little Devil
Manchmal lohnt es sich, die automatisierten Musikvorschläge bei Last.fm oder Spotify durchzustöbern, denn sonst wäre ich vermutlich nie über The Revival Hour gestolpert. Mit ihrer Mélange aus Modern und Konservartiv und tonnenweise Melancholie konnten sie mich aus dem Stand überzeugen, und das wo ich zu der Zeit eigentlich absolut keinen Grund hatte, Trübsaal zu blasen. Aber für solch tolle Songs macht man gern mal Ausnahmen und genießt die gepflegte düstere Stimmung.
Songtipp: Hold Back
3. Son Lux – Lanterns
Ryan Lott aka Son Lux ist auch so ein Künstler, den ich doch schon viel früher hätte entdecken können, wenn ich nicht so oft nur mit oberflächlichem Skippen durch neue Musik pflügen würde. Die Musik des virtuosen Multiinstrumentalisten bewegt sich irgendwo zwischen Folk, IDM, Klassik und Jazz, ist kaum zu greifen und so detailverliebt, dass man die Songs wochenlang auf Dauerrotation spielen kann, ohne sich satt zu hören. Ganz große Scheibe!
Songtipp: Lost It To Trying
2. Darkside – Psychic
Nicolas Jaar suchte eigentlich nur nach Musikern, um seine elektronischen Songs live auf die Bühne zu bringen, gründete mit dem Multiinstrumentalisten Dave Harrington dann aber kurzerhand Darkside und klingt damit rockender denn je. Man kann dem Duo noch so große Namen zum Vergleich stellen, sie können sich mit allen messen und gleichzeitig die Vergleiche an sich ad absurdum führen, denn so wirklich einordnen lässt sich ihre zitatreiche Musik nicht wirklich. Wichtig ist aber doch eigentlich auch nur, dass sie absolut genial ist, oder?
Songtipp: Heart
1. Brandt Brauer Frick – Miami
Auch auf Platz 1 der Bestenliste 2013 lässt uns die schwere, aber dennoch irgendwie eingängige genre-verschmelzende Kost nicht los. Während das nicht unbedingt ein Wunder ist, wenn man meinen Musikgeschmack kennt, ist es schon etwas ganz besonderes, dass wirklich mal eine deutsche Band so wirklich meinen Nerv trifft und es dann sogar noch zu meinem liebsten Album des Jahres schafft. »Miami« ist für mich die wohl beste Verschmelzung von elektronischer Musik und Klassik, die es je gab und das Aufgebot an Gastsängern, die ihren Songs alle eine ganz eigene Note geben, tut ihr übriges, um den avantgardistischen Sound der Band so Club- und Konzertsaaltauglich zugleich zu machen.
Songtipp: Plastic Like Your Mother
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