Wie versprochen liefere ich, nachdem der Jahreswechsel geschafft, die Straßen hoffentlich von Böller-Müll befreit sind und der Alltag wieder eingekehrt ist, meine wirklich 10 liebsten Alben des vergangenen Jahres nach. Während es mir schwer fiel, wie die letzten Jahre eine Top 30 zusammen zu stellen, kristallisierten sich die zehn besten Alben dagegen doch ziemlich schnell heraus und ließen sich auch überraschend gut in Reihenfolge bringen. Genug der Vorrede! Die Alben gibt’s von 10 bis 1 nach dem Klick!
10. Cleft – Bosh!
Hatte 2014 zur Abwechslung mal kein neues Album von And So I Watch You From Afar am Start, kamen Cleft zur Rettung. Die Band ist aber mehr als eine Kopie irischen Kultband in ihren Anfangstagen, was nicht zuletzt dran liegt, dass hier nur zwei Mann die musikalischen Schandtaten verüben. Man hört den Jungs auch an, dass sie eigentlich mehr wollen, als rohen Math-Rock. Da kommen sicher noch so einige große Taten auf uns zu. Bis dahin kann man sich aber auch gern mal die Erstwerke der Jungs aus Manchester im Bandcamp antun, wo sie einiges davon sogar kostenlos verteilen und auch das hier in meinen Top 10 verewigte »Bosh!« lässt sich dort käuflich erwerben!
Songtipp: Tamed Beests
9. Animals As Leaders – The Joy Of Motion
Platz 9 bleibt gleich in der komplexen, rockenden Ecke. Eher im Metal verwurzelt, haut die Band um Ausnahme-Gitarrist Tosin Abasi auch auf ihrem mittlerweile dritten Album erbarmungslos komplexe Melodien, Riffs und Rhythmen heraus, die zu allem Überfluss auch noch derart mitreißend sind, dass man sie ohne Kopfschmerzen auf Dauerrotation hören kann. Ob »The Joy Of Motion« nun besser oder schlechter als die bereits genialen Vorgänger ist, muss dabei gar nicht entschieden werden. Es reicht doch, dass es sich um geniale, irgendwie auch zeitlose Musik handelt, oder?
Songtipp: Kascade
8. Adebisi Shank – This Is The Third Album Of A Band Called Adebisi Shank
Irgendwie hat sich die Mathematik dieses Jahr gleich hintereinander versammelt. Das ebenfalls dritte Werk der Landsmänner von ASIWYFA legt die Messlatte noch mal eine gehörige Schippe höher als die analog betitelten Vorgänger und bringt die ohrwurmigste Mischung aus Math-Rock und 8‑Bit-Ästhetik auf den Plattenteller, die ich je gehört habe. Sehr schade ist allerdings, dass besagte Messlatte wohl zumindest von diesem Trio nicht weiter bewegt werden wird, denn im September gab die Band bekannt, sich nach einer Abschiedstournee aufzulösen. Immerhin haben sie aufgehört, als sie an ihrem Höhepunkt waren und zumindest Lar Kaye und Vinny McCreith bleiben der Musikwelt treu, während Drummer Mick Roe seine mit den Sticks trainierten Arme in der Ultimate Fighting Championship unterbringen will.
Songtipp: Voodoo Vision
7. Ez3kiel – LUX
Mit den Franzosen von Ez3kiel wird es jetzt ein wenig ruhiger, was aber nicht unbedingt von entspannterer Musik zeugt. Auch das lange sechs Jahre nach dem Vorgänger »Battlefield« erschienene Konzeptalbum »Lux« kann mit durchaus komplexen Strukturen punkten. Insgesamt hat die Band sich weiter dem Post-Rock zugewandt, womit sich langsam der Kreis zu ihren Wurzeln schließt, denn die Jungs begannen heute kaum noch vorstellbar mal als Hardcore-Punk-Band, bevor sie sich plötzlich komplett umkrempelten und vom Dub geprägten Trip-Hop spielten, der übrigens auch in ihrem neuesten und für mich auch bisher besten Album nicht abhanden gekommen ist.
Songtipp: Anonymous (feat. Pierre Mottron)
6. Death From Above 1979 – The Physical World
Fast exakt 10 Jahre ließen sich Death From Above 1979 für ihr zweites Album Zeit, was natürlich nicht ganz unwesentlich daran lag, dass Sebastien Grainger und Jesse F. Keeler aufgrund kreativer Differenzen vor acht Jahren erst mal das Handtuch warfen und niemand so wirklich mehr auf eine Reunion zu hoffen wagte. Bereits 2011 fanden sich die Jungs dann aber glücklicherweise doch wieder zusammen und ließen sich dann noch mal mehr als drei Jahre Zeit bis sie ihr zweites Album auf uns los ließen. »The Physical World« setzt exakt da an, wo »You’re a Woman, I’m a Machine« aufhörte, als sei nichts gewesen. Für uns Fans, die sehnsüchtig auf mehr von genau dieser rohen, unbändigen Musik hofften, hätte die Band aber auch nichts schöneres abliefern können!
Songtipp: Trainwreck 1979
5. My Brightest Diamond – This Is My Hand
Shara Worden konnte mich schon mit allen ihren bisherigen Alben begeistert, sie blieb aber doch irgendwie immer im Schatten von St. Vincent und Feist. Erst genannte konnte sie dieses Jahr mit dem genialen »This Is My Hand« aber endgültig hinter sich lassen und auch Feists 2011 erschienenes Meisterwerk Metals kann im direkten Vergleich nur gleich ziehen. Überhaupt haben diese beiden Alben ziemlich viel gemein. Nicht zuletzt der jeweils für mich zum besten ihrer jeweiligen Jahre gewordene Song, 2011 Feists »The Bad In Each Other« und 2014 My Brightest Diamonds »Pressure«.
Songtipp: Pressure
4. Hundred Waters – The Moon Rang Like A Bell
Als das Knarzwerk gerade die ersten drei Monate auf dem Buckel hatte, stellte ich euch 2013 Hundred Waters vor, deren Debutalbum ich im Jahr davor leider verpasst hatte. Seither habe ich die Band mehr und mehr lieben gelernt, denn sie verfeinerten ihren schwer einzuordnenden Stil mit jedem Song und bescherten mir unfehlbar mit jedem einen neuen verschrobenen Ohrwurm. Natürlich war ich auf das im Mai erschienene Zweitwerk »The Moon Rang Like A Bell« mehr als nur gespannt. Wie man an der Platzierung unschwer erkennen kann, hat die Band mich absolut nicht enttäuscht. Jeder einzelne Song ist ein geniales Kleinkunstwerk für sich, das auch nach vielen Hördurchgängen immer noch neue Facetten preis gibt.
Songtipp: Out Alee
3. The Acid – Liminal
The Acid schlagen mit ihrer ebenfalls mit akustischer Instrumentierung emotionalisierter Elektronik in eine ganz ähnliche Kerbe wie Hundred Waters. Das US-Britisch-Australische Trio schafft es, absolut filigrane Songkonstruktionen zu bauen, die trotz ihrer Zerbrechlichkeit eine unwahrscheinliche Intensität erreichen und immer wieder zu pulsierend treibenden Spitzen ausbrechen, nur um im nächsten Moment wieder aus der Stille heraus langsam aber sicher den nächsten Sturm heraufzubeschwören. Die Gänsehaut-Stimme von RY X tut dabei ihr übriges, um die Musik zu einem intensiven Erlebnis zu machen.
Songtipp: Basic Instinct
2. Alt‑J – This Is All Yours
Die Erwartungen an die Briten waren groß, denn ihr Debut-Album gehörte nicht nur bei mir zu den besten drei Alben des Jahres 2012. Dass die Jungs sich auf ihren Lorbeeren ausruhen würden, kann man ihnen keinesfalls vorwerfen, denn anstatt mehr vom Gleichen abzuliefern, entwickelten sie ihren Sound mit großen Schritten weiter, wurden experimenteller und verwoben ihre Songs zu einem Konzeptalbum. Das Wagnis hat sich gelohnt, denn erneut sahnten sie diverse Bestnoten ab und tummeln sich wieder auf den Bestenlisten des Jahres. Wie aber schon beim letzten Mal müssen sie sich bei mir trotz der Genialität des Albums erneut knapp einem wieder ziemlich unbekannten Newcomer geschlagen geben.
Songtipp: Every Other Freckle
1. Hollow & Akimbo – Hollow & Akimbo
OK, ganz so unbekannt wie Antlered Man, meine Favoriten im Jahr 2012 sind Hollow & Akimbo mittlerweile nicht mehr, denn während erst genannte völlig verkannt leider immer noch unter 2000 Hörern bei Last.fm herumdümpeln, haben sich Hollow & Akimbo langsam eine größere Fanbasis erobert und zum Jahreswechsel die 10.000 Hörer geknackt ((Alt‑J haben im Vergleich dazu mittlerweile knapp 700.000 Hörer bei Last.fm)). Ihre Musik könnte kaum unterschiedlicher sein, aber eins haben beide Bands gemein: Sie haben ein unheimlich geniales Debut auf die Beine gestellt, auf dem kein Song auch nur annähernd schwächelt. Die perfekte Mischung aus eingängigen Melodien und Experimentierfreude hat das US-Duo hier bereits gefunden. Da liegt die Messlatte für die kommenden Jahre verdammt hoch!
Songtipp: Fever Dreams
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